Farbenfrohes Stonetown

Mein Hotel Al Minar liegt am Rand der Altstadt von Stonetown. Die Unterkunft ist einfach, aber die Begrüßung so herzlich, dass ich mich sofort zu Hause fühle. Der junge Mann an der Rezeption hat auch sofort Tipps für Unternehmungen, Restaurants und so weiter parat und gibt mir gleich eine gute Einführung in die Stadt.

Erkundungstour

Mit einem Stadtplan bewaffnet, mache ich mich auf, das unendliche Gewirr aus verwinkelten Gassen, aus denen die Altstadt Stonetowns besteht, zu erkunden. Schnell wird klar: zumindest in dem Gassengewirr ist der Stadtplan keine Hilfe. Das System der winzigen Gassen ist unmöglich nachzuvollziehen und so bleibt nur, sich einfach treiben zu lassen, was hier unheimlich Spaß macht. Und zum Glück gibt es einen guten Trick, um bei vollkommener Orientierungslosigkeit wieder zum Hotel zurückzufinden: Da in den Gassen keine Autos fahren können, umrundet die Altstadt eine Art Ringstraße, auf der man früher oder später immer wieder landet. Im Zweifel geht es also außen herum immer zurück zu „meiner“ Gasse.

Die ganze Altstadt wurde von der UNESCO im Jahr 2000 zum Weltkulturerbe ernannt. Leider nagen der Zahn der Zeit, die hohe Luftfeuchtigkeit und die salzige Meeresluft trotzdem sichtbar an den alten Häusern. Viele sind verfallen und sehen nicht mehr bewohnbar aus. Andere dagegen sind wunderschön restauriert – vor allem die berühmten Holztüren, die hier beim Bau eines Hauses als Erstes aufgestellt werden und den Status bzw. Wohlstand des Besitzers anzeigen, sind häufig in sehr gutem Zustand.

Beim Spaziergang durch die verwinkelten Gassen wartet hinter jeder Ecke eine Überraschung: kleine Innenhöfe mit hübschen Cafés oder Geschäften, eine katholische Kirche gleich neben der Moschee, belebte Plätze mit Essensständen, die offenbar Treffpunkte für die Einheimischen darstellen – ich kann mich gar nicht satt sehen und fühle mich mehr im Orient als in Afrika, denn die Einflüsse aus dem Oman sind überall unübersehbar.

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten befinden sich direkt am Hafen. Die imposante Festung „Old Fort“ stammt aus dem 17. Jahrhundert und wurde errichtet, nachdem die Portugiesen ihre Herrschaft beendeten. Heute werden hier Konzerte oder Theaterstücke aufgeführt. Gleich nebenan liegt das „House of Wonders“, der stattliche Palast eines ehemaligen Sultans aus dem Oman zum Ende des 19. Jahrhunderts. Es war das erste Haus in Ostafrika mit fließend Wasser, Strom sowie einem Aufzug und kam so zu seinem Namen. Leider scheinen die Renovierungsarbeiten hier seit Jahren zu stocken und das Haus ist nur von außen zu besichtigen.

Bedrückend ist die Atmosphäre in der Gedenkstätte des alten Sklavenmarktes. Neben der Anglikanischen Kirche, die hier errichtet wurde, kann man noch heute in die Katakomben hinabsteigen und bekommt im angeschlossenen Museum einen (zu) lebendigen Eindruck von dem Leid, das hier zu Zeiten des Sultans und des Sklavenhandels herrschte.

Ein Highlight ist für mich der Besuch des Fischmarktes sowie des angeschlossenen Basars. Der Fischmarkt ist nichts für empfindliche Nasen: Die Fische werden hier verarbeitet und gleich weiterverkauft – es herrscht ein unübersichtliches Treiben. Angenehmer wird es für die Nase im Gewürzbasar gleich nebenan. Zanzibar hat nicht umsonst den Beinamen „Gewürzinsel“ – hier wächst alles vom Pfeffer über Zimt, Muskat bis hin zu Kardamom und wird hier verkauft. Für den Touristenpreis von 1 USD pro Beutel decke ich mich mit einer großen Gewürzauswahl für zu Hause ein.

Die Forodhani Gardens sind tagsüber „nur“ ein großer Park am Wasser. Die großen Bäume spenden reichlich Schatten und es tut gut, sich hier mit einem Fruit-Shake von der Besichtigung zu erholen.

Richtig zum Leben erwachen die Forodhani Gardens täglich zum Einbruch der Dunkelheit, wenn hunderte Händler ihre Foodstalls aufbauen und sich der Park zu einem riesigen Food Markt verwandelt. Es gibt Falafel und Samosas, Zanzibar-Pizza – eine Art gefüllter Crepe – und Fleisch- und Fischspieße werden frisch auf den Grill gelegt. Die Qualität der Speisen variiert stark, aber es macht einfach Spaß am Abend hier zu bummeln und die verschiedenen Spezialitäten zu probieren.

Essen und Trinken

Die Auswahl an Cafés und Restaurants in Stonetown ist endlos: Vom teuren Luxusrestaurant bis hin zur kleinen Garküche ist alles vorhanden. Die Küche wird stark vom Orient beeinflusst und nutzt exotische und intensive Gewürze. Tagsüber stärkt man sich in einem der vielen Cafés – mir haben besonders der Puzzle Coffee Shop, wo es vermutlich den besten Kaffee in Stonetown gibt, und das Stone Town Café gefallen. Um nach der City Tour einen entspannten Drink zu nehmen, bietet sich das Travellers Café direkt am Wasser an. Bei einem leckeren Fruit Shake schaut man hinaus aufs Meer und kann den Jungs am Strand unterhalb des Cafés beim Fußball spielen zuschauen. Abends habe ich mich immer mit Streetfood auf dem Markt begnügt.

Wo der Pfeffer wächst

Ein absolutes Must-Do während eines Aufenthaltes in Stonetown ist der Ausflug auf eine der vielen Gewürzplantagen. Unzählige Tour Shops in der Altstadt bieten den Ausflug an, ich habe mir Fahrer und Guide vom Hotel organisieren lassen. Mit dem Auto geht es eine gute halbe Stunde aus Stonetown hinaus. Irgendwann verlassen wir die Hauptstraße und rumpeln über eine Piste zu den Gewürzplantagen.

Ein Gewürz- und Obstbauer nimmt uns in Empfang und zeigt mir, wo der sprichwörtliche Pfeffer wächst. Wir stapfen durch einen vollkommen unsortierten „Dschungel“ und der Gewürzbauer schneidet hier und dort etwas ab, lässt mich riechen und probieren – ein wahres Fest für die Sinne. Es ist faszinierend zu sehen, wie hier Pfeffer, Nelken, Muskat, Kardamom, Zimt, Vanille, Kurkuma, Ingwer, Chili, aber auch tropische Früchte, wie Mangos, Jack Fruit, Kakao oder Bananen, wild durcheinander wachsen. Auch Aloe Vera findet sich in dem Durcheinander und wird zu Cremes, Pasten und Öl verarbeitet.

Ich hätte es ahnen müssen: Auch hier werden die eigenen Gewürze in einem kleinen Shop verkauft, da darf man natürlich nicht nein sagen. Also stocke ich meine Gewürzvorräte weiter auf und erstehe auch noch eine selbstgemachte Aloe Vera Body Butter.

Stonetown ist eine faszinierende Stadt, aber sie ist auch wieder nicht so groß, dass man hier mehr als zwei oder maximal drei Nächte verbringen müsste. Es wird Zeit, an einen der traumhaften Strände weiterzureisen. Für mich ging es nach Nungwi Beach im Nordosten der Insel.

Weitere Infos über Tanzania findet Ihr in diesen Beiträgen:

Hinterlasse einen Kommentar

Erstelle eine Website oder ein Blog auf WordPress.com

Nach oben ↑

Erstelle eine Website wie diese mit WordPress.com
Jetzt starten