Eine verrückte (?) Idee

„Was hast Du vor? Ihr seid doch wahnsinnig!“ „Mit dem Fahrrad wollt Ihr da hoch? „Geht das überhaupt?“ – Diese und andere Reaktionen bekam ich häufig von Freunden, Bekannten und der Familie zu hören, als sich die Pläne für eine Annapurna Umrundung per Mountainbike im Jahr 2015 konkretisierten. Aber von Anfang an…

Im Herbst 2014 kam die Idee auf, das Annapurna-Massiv im nepalesischen Himalaya mit dem Mountainbike zu umrunden. Für verrückte Ideen immer aufgeschlossen, nahm ich am ersten Planungstreffen teil, um mir erst einmal anzuhören, worum es konkret ging. Die Eckdaten waren respekteinflößend: In elf Tourtagen sollte es ca. 350 km durch den Himalaya gehen. Der Startpunkt Besisahar sowie das Ziel Pokhara liegen beide auf rund 800 m Höhe. Und dazwischen liegen die beeindruckenden Bergriesen des Himalayas mit dem Thorong-La Pass als höchstem Punkt auf 5.416 m. War das zu schaffen? Oder für einen Hobby-Mountainbiker doch etwas überambitioniert?

Von Mahatma4711 - Annapurna circuit, space view, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2150550
Von Solundir - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19319086

Unser Organisator, der die Tour vor einigen Jahren schon einmal gemacht hat, machte uns Mut: Wir haben ausreichend Zeit, es gibt Pause- und Puffertage, die einzelnen Tagesetappen sind überschaubar und ab 3.000 m Meereshöhe, wenn der Sauerstoff merklich knapper wird, lassen wir uns Zeit zur Akklimatisierung. Go High – Sleep Low ist das Motto auf diesen Höhen und genauso sollte die Tour aufgebaut werden. Schon bald waren wir uns einig: das wagen wir und machten uns mit einem Team aus acht abenteuerlustigen Mountainbikern an die Planung.

Die ideale Saison für Bergtouren im Annapurna-Gebiet ist kurz: von März bis Mai und von Mitte September bis November herrschen in der Regel die besten Bedingungen und wir haben die größte Chance, den Thorong-La-Pass schneefrei zu erwischen. Wir entscheiden uns für einen Termin Ende September 2015, damit wir den ganzen Sommer haben, um unsere Fitness und Technik auf dem Bike zu trainieren.

Bald sind die Flüge gebucht und dann heißt es: ein Jahr Vorfreude und Planung…. Biken, so oft Zeit und Witterung es erlauben, nochmal ein Fahrtechnik-Training, Schrauber-Kurs belegen – wir wollen gut gerüstet sein für das große Abenteuer.

Der dicke Dämpfer und sogar Sorgen um eine mögliche Durchführung unserer Tour kam im Frühjahr: Am 25. April 2015 erschüttert ein schweres Erdbeben die Region, hinterlässt schwere Verwüstungen und nach Angaben der nepalesischen Regierung fast 9.000 Tote und über 22.000 Verletzte. Die Hauptstadt Kathmandu und die anderen Königsstädte im Kathmandu-Tal – alle UNESCO Welterbe – erleiden schwere Schäden und auch das Trekking-Gebiet rund um den Annapurna wird stark in Mitleidenschaft gezogen: Wege und ganze Dörfer sind verschüttet, die Infrastruktur ist zerstört. Unzählige Familien verlieren ihre Heimat und stehen mit nichts mehr da. Wird es möglich sein, knappe sechs Monate später dieses gebeutelte Land zu bereisen? Wir wissen es nicht.

Von ESKP - Wissensplattform "Erde und Umwelt", www.eskp.de, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=40376405

Gebannt verfolgen wir die Entwicklungen in den Nachrichten, sind in ständigem Kontakt mit unseren örtlichen Partnern – wir wollen einfach, dass diese Reise stattfinden kann. Und auch die Nepali wünschen sich, dass wir (und andere Touristen) wiederkommen. Der Tourismus – für viele Nepali eine wichtige Einnahmequelle – ist nach dem Beben fast zum Erliegen gekommen.

Im Sommer bekommen wir dann endlich das GO aus Nepal: Die Wege sind weitgehend begeh- bzw. befahrbar, ausreichend Guesthouses und Restaurants auf der Route sind geöffnet. Nun wird es also ernst.

Unsere Flüge haben wir mit Oman Air gebucht, die in ihren 30 kg Freigepäck auch Sportausrüstung – sprich unsere Fahrräder – einschließt. Bei ca. 14-15 kg Rad-Gewicht inkl. Verpackung, bleiben rund 15 kg für das restliche Gepäck. Den Trägern dürfen wir während des Tracks pro Person 10 kg geben – die Rechnung geht also auf.

10 kg Gepäck – für zwölf Tage, bei denen wir von den Tropen mit rund 35°C starten und am höchsten Punkt der Tour mit Schnee und Temperaturen um den Gefrierpunkt rechnen müssen. Schlafsack, Matte und dicke Wanderschuhe für die Höhenlagen sind Teil des erlaubten Gewichts. Jedes T-Shirt, jede Hose, alles wird gewogen, um das erlaubte Gewicht maximal ausnutzen zu können. Am Ende packe ich so gut, dass ich sogar noch ein Buch einpacken kann.

Und am 26.09.2015 ging es endlich los in Richtung Nepal…

Weitere Infos zu Nepal findet Ihr in diesen Beiträgen:

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