Der Queen Elizabeth Nationalpark

Nach zwei Tagen im Kibale Nationalpark machen wir uns auf den Weg in den Queen Elizabeth Nationalpark ganz im Westen Ugandas. Der Park ist mit knapp 2.000 km² etwa doppelt so groß wie Rügen. Durch seine unterschiedlichen Landschaftsformen mit Seen, Savannen, Graslandschaften, Wald und Feuchtgebieten beheimatet der Park über 100 Säugetierarten und ist mit über 600 Vogelarten ein Paradies für Ornithologen. Der Park ist bereits seit 1952 Nationalpark und wurde zwei Jahre später nach einem Staatsbesuch der ehemaligen britischen Königin zu ihren Ehren umbenannt. Leider wurde der ehemals artenreichste Park während der Herrscherzeit des Diktators Idi Amins und seiner Nachfolger in den 1970er und 80er Jahren fast leergeschossen. Unkontrollierte Wilderei stand an der Tagesordnung. Seit 1986 der bis heute (Stand: März 2023) amtierende Präsident Museveni an die Macht kam, nehmen die Bestände glücklicherweise wieder zu.

Bootsfahrt auf dem Kazinga-Kanal

Im Norden des Parks verbindet der Kazinga-Kanal, eine natürliche Wasserstraße, die großen Seen Lake George und Lake Edward. Bei einer Bootsfahrt auf dem Kanal kommen wir ganz nah an riesige Nilpferdherden, Elefanten, Büffel und Alligatoren heran. Die Trockenzeit spielt uns hier in die Karten: Da viele Wasserlöcher ausgetrocknet sind, sammeln sich ungewöhnlich viele Tiere am Flussufer. Die Tiere zeigen vor den Booten keine Scheu und man kann sie in aller Ruhe beobachten und fotografieren. Neben den Säugern leben hier Störche, Reiher, Pelikane, Adler, Geier, Enten, Eisvögel und eine Unmenge kleiner farbenfroher Vögel, die ich gar nicht benennen kann. Während lokale Siedlungen bei der Einrichtung von Nationalparks oft verlegt werden, durften die Einwohner von Kanombe ihr Dorf behalten. Sie leben als Fischer und wären durch eine Umsiedlung ihrer Lebensgrundlage beraubt worden. Nun leben hier etwa 400 Menschen in einer friedlichen Koexistenz in Sichtdistanz zu Hippos, Elefanten und Alligatoren.

In den Ishasha-Sektor

Im tiefen Süden des Parks wartet ein weiteres Highlight: Im Ishasha-Sektor des Nationalparks sind die berühmten Baumlöwen zu Hause. Neben dem Lake Manyara Nationalpark in Tanzania ist hier weltweit der einzige Ort, an dem Löwen die ausladenden Feigenbäume erklimmen und dort bestens zu beobachten sind. Warum die Tiere dieses Verhalten angenommen haben, ist nicht geklärt. Es könnte sein, dass sie sich vor beißenden Insekten am Boden schützen. Einer anderen Theorie nach entfliehen sie der Hitze der Savanne in die kühleren Bäume.

Die Hütten der Enjojo Lodge liegen mitten im dichten Wald.

Wir bleiben zwei Nächte in der Enjojo Lodge nur wenige Kilometer außerhalb der Nationalparkgrenzen. Jeder hat ein kleines Häuschen samt Terrasse mit Blick in den dichten Wald für sich. Nach der langen Fahrt vom Kibale Nationalpark über den Kazinga-Kanal hierher sind alle froh, endlich die Lodge erreicht zu haben.

Aber dann bekommt unser Guide Joseph einen Anruf: Die Baumlöwen haben gerade ihre Feigenbäume erklommen. Sofort ist die Müdigkeit wie weggeblasen und alle sitzen blitzschnell wieder im Jeep. Tatsächlich schaffen wir es noch, kurz vor der Parkschließung einen ersten Blick auf die beiden Löwinnen zu bekommen, die lässig in ihrem Baum vor sich hin dösen.

Nach einer kurzen Nacht geht es am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang wieder in den Park. Die Atmosphäre, wenn die Sonne langsam über der Ebene aufgeht und den Dunst der Nacht vertreibt, ist einfach einmalig. Wir fahren durch die grüne Landschaft und bekommen neben unzähligen Gras- und Topi-Antilopen auch eine Elefantenherde zu Gesicht, die vor unserem Fahrzeug die „Straße“ überquert und dem Fluss im Tal zustrebt. Weitere Bewohner des Parks sind Wasserböcke, Warzenschweine und Büffel. Außerdem gibt es hier größere Bestände des Kronenkranichs, dem Wappentier Ugandas, das durch seine schicke „Krone“ am Hinterkopf gut zu erkennen ist.

Als wir schon hungrig werden und uns fragen, wann es zurück zur Lodge geht, sehen wir in der Ferne an einem Abbruch über dem Tal einen Jeep und zwei Tische stehen. Was für eine Überraschung: Das Team der Lodge hat ein Busch-Frühstück für uns aufgebaut, das dem Frühstück in der Lodge in nichts nachsteht. Es gibt Kaffee und frischen Maracujasaft, einen Früchteteller, frisch getoastetes Brot und Eier nach Wunsch. Unter uns im Tal genießen die Elefanten auf dem Weg zum Fluss ihr Frühstück – was für ein schöner Moment.

Auf dem Rückweg zur Lodge haben wir dann noch zweimal Glück. Zuerst kreuzt ein Leopard unseren Weg und läuft eine Weile vor und neben uns her durch das hohe Gras, bevor er schließlich in einem Baum verschwindet. Dann fahren wir auf gut Glück noch einmal am Lieblingsbaum der Baumlöwen vorbei, und die beiden liegen tatsächlich wieder gemütlich in den ausladenden Ästen. Jetzt haben wir etwas mehr Zeit, in Ruhe zu schauen und zu fotografieren, bevor wir die Löwen schließlich wieder in Ruhe lassen und zurück zur Lodge fahren.

Weitere Infos über Uganda findet Ihr in diesen Beiträgen:

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